Ziehen gemeinsam an einem Strang: (von links nach rechts) Fachbetreuerin Eva-Maria Geist (BS II), Schulleiter Werner Kiese (BS II), Christian Wilhelm (IHK Niederbayern),
Fachbetreuer Andreas Henle (BS I) und Schulleiterin Hermine Eckl (BS I)
Wenn man vor wenigen Jahren von Fachkräftemangel gesprochen hat, dann ging es meist um soziale Berufe oder das Handwerk. Doch inzwischen greift das Fehlen von Fachkräften auch auf Branchen über, die bisher nicht über fehlendes Personal klagen konnten. Betroffen sind sowohl kaufmännische als auch MINT-Berufe. Zu den Letztgenannten gehören Ausbildungsrichtungen, die sich den Themenfeldern Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Technik zuordnen lassen.
Besonders kleinen und mittelständischen Unternehmen fällt die Besetzung ihrer Ausbildungsplätze bzw. offener Stellen zunehmend schwerer – und die Herausforderung wächst mit dem demografischen Wandel. Es muss an vielen Stellen angesetzt werden, ein Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Schule ist nötig. Gemeinsam gilt es (Aus-)Bildung attraktiver zu gestalten, Aus- und Fortbildungskonzepte neu zu denken. Nicht nur, um überhaupt noch junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern, sondern um sicherzustellen, dass den beruflichen Anforderungen entsprochen werden kann. In diesem Zusammenhang stehen prozessorientierte Tätigkeiten im Mittelpunkt, die ein systemisches Verständnis erfordern. Systemisches Wissen kann dabei auch bedeuten, dass ein Kaufmann auch Technik verstehen und ein Techniker kaufmännisch etwas auf dem Kasten haben sollte.
Dieser Systemgedanke und die damit einhergehende qualitative Aufwertung der Ausbildung sind in einem neuen Fortbildungsangebot realisiert, das die Mathias-von-Flurl-Schule, Staatliche Berufsschule II Straubing-Bogen, und Joseph-von-Fraunhofer-Schule, Staatliche Berufsschule I Straubing-Bogen, in enger Kooperation gemeinsam erarbeitet haben. Davon konnten sich am 31. Januar 2023 im Gebäude der Berufsschule I interessierte Vertreter zahlreicher Ausbildungsbetriebe des Ausbildungsberufes „Technischer Produktdesigner/Technische Produktdesignerin“ bei einer Informationsveranstaltung überzeugen. Schulleiterin OStDin Hermine Eckl begrüßte die Zuhörerschaft, die Schulleitung der BS II, Herrn OStD Werner Kiese und Frau StDin Silvia Obermeier-Fenzl, sowie Herrn Christian Wilhelm, Leiter Fortbildungsprüfungen bei der IHK Niederbayern und dankte ausdrücklich für das Kommen. Durch die Veranstaltung führten Frau StDin Eva-Maria Geist, Fachbetreuerin Kaufleute für Büromanagement an der BS II, und Herr OStR Andreas Henle, Fachbetreuer Metalltechnik an der BS I.
Eine kurze, aber aussagekräftige Powerpoint-Präsentation veranschaulichte das Projekt, bei dem die angehenden Technischen ProduktdesignerInnen mit einem kaufmännisches „Plusprogramm“ auf die IHK-Prüfung zum „Berufsspezialisten Technischer Kaufmann“ vorbereitet werden. Leistungsfähige Auszubildende erhalten damit – neben dem regulären Berufsabschluss – einen höherwertigen Abschluss auf der Kompetenzniveaustufe 5 des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Dieses Angebot bietet für die Auszubildenden und Unternehmen interessante Einsatzmöglichkeiten nach absolvierter Prüfung. Man denke an Schnittstellenbereiche wie Produktentwicklung und Kostenkalkulation, Technischer Einkauf, Prozess- und Produktionsmanagement, Qualitätssicherung, Marketing und After-Sales-Betreuung sowie Vertrieb und Preiskalkulation.
Um den erforderlichen Ausbildungsstandard zu gewährleisten, ist der Mittlere Bildungsabschluss als Eingangsvoraussetzung für das Modell unabdingbar. Dies ermöglicht es, die allgemeinbildenden Fächer an der Berufsschule zu kürzen, um den Schwerpunkt auf technische sowie wirtschaftliche Ausbildungsinhalte zu legen. Potenzielle Interessenten sollten sich für praktisch-konkrete sowie kaufmännische Zusammenhänge begeistern, belastbar und teamfähig sein und neben technischem Verständnis auch Rechenfertigkeiten besitzen.
Die Resonanz der anwesenden AusbilderInnen war sehr positiv. Mit großem Interesse konnten Detailfragen besprochen werden. Alle waren sich einig, dass junge Menschen breit über dieses Angebot informiert werden müssen. „Eine technische Ausbildung mit kaufmännischer Zusatzausbildung – genau das brauchen wir! Diese Leute werden einem Anforderungsprofil gerecht, das wir in der täglichen Arbeit benötigen. Die große Herausforderung liegt aber darin, geeignete Bewerber für dieses Programm zu finden!“, so äußerte sich beispielhaft Thomas Wanninger, Abteilungsleiter Wasser/Abwassertechnik am SCHARR TEC Standort in Hunderdorf.
Am 8. Februar 2023 wurde zusätzlich eine Online-Veranstaltung angeboten, um weitere Unternehmen „in Distanz“ über das Angebot zu informieren. Auch im Rahmen dieses Austausches gaben die Teilnehmer positive Rückmeldung.
Nach dem „Kick-Off“ liegt es jetzt vorwiegend an den Betrieben, das Programm bekannt zu machen und Ausbildungsbereitschaft zu signalisieren. Aber natürlich werden auch die beiden Projekt-Berufsschulen die Idee weiter vorantreiben und kommunizieren. Vorausgesetzt es finden sich genügend Teilnehmer, ist ein offizieller Start im Schuljahr 2024/25 geplant.
Den neuen Flyer, können Sie hier herunterladen.
Eva-Maria Geist
Fachbetreuerin