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Religion als unbeliebtestes Schulfach an vorletzter Stelle

Im Zuge des Entwicklungsprojektes „Religionsunterricht 2026″ hat die evangelische Kirche in Bayern eine Umfrage zum Religionsunterricht an staatlichen Schulen durchgeführt. Ein Drittel der Befragten lehnen den Religionsunterricht schlichtweg ab. Sie tun dies mit dem Argument, dass Religion Privatsache sei und dem Fach die Relevanz für das spätere Berufsleben fehlt. Allerdings sprechen sich 65% für den Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach aus, da jeder ein Recht auf religiöse Bildung hat und das Fach wichtige Werte vermitteln kann. Es leistet einen großen Beitrag zur Allgemeinbildung und Toleranz gegenüber anderen Weltanschauungen. Menschen mit höherem Bildungsniveau befür-worten laut diesem Projekt eher das Fach Religion, als Menschen mit einem niedrigeren Schulabschluss.

Die Ergebnisse der Studie „Religionsunterricht 2026″ sind für uns Religionslehrer nicht überraschend. Sie sind ehrlich! Denn bereits seit Jahren ist festzustellen, dass immer mehr Schüler sich vom Religionsunterricht befreien lassen und stattdessen das Ersatzfach Ethik besuchen. Die nicht mehr vorhandene religiöse Sozialisierung in unseren Familien zeigt ihre Folgen. Obwohl die Jugendstudie „SINUS“ bei Jugendlichen ein grundsätzliches Interesse für existentielle Sinnfragen verortet, halten sich christliche Jugendliche mit ihrem Glaubensbekenntnis zurück. Es ist „uncool“ religiös sein. Das Gegenteil habe ich in meiner zweijährigen Lehrtätigkeit bei muslimischen Schülern erlebt. Es war ein großes Interesse an Glaubensthemen vorhanden und auch keine Scheu aktiv den Glauben im Alltag zu praktizieren. Es scheint, dass der Islam gerade Jugendlichen in der Fremde Identifikation und Heimat bietet, während unsere Jugendliche als religiöse Waisen, vielleicht mit noch etwas vorhandenem christlichem Halbwissen an ihrer „Fast-Food-Ersatzreligion“ basteln und herumirren.

Was sind die Konsequenzen aus dieser Umfrage?

Religionsunterrichtsgegner fordern die Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichtes durch das Fach Ethik, da dort glaubensübergreifende Religionskunde aus neutraler Perspektive vermittelt wird. Dieser Forderung ist entgegenzuhalten, dass es eine Neutralität auch an staatlichen Schulen nicht gibt. Jede Lehrkraft, die Wissen vermittelt, verrät durch seine Persönlichkeit, durch seine positive oder negative Wortwahl seine subjektive Meinung. Der Religionslehrer wird erwartungsgemäß positiv über sein Fach sprechen. Unabhängig, ob die Schüler diesen Ansichten zustimmen oder nicht. Sie müssen sich damit auseinandersetzen und sich eine eigene Meinung bilden. Sinn der Bildung ist nicht nur Anwendungswissen, sondern auch die Entwicklung von durchdachten eigenen Standpunkten. Der Religionsunterricht bietet dafür immer noch den geeigneten Raum.

Um diese reflektierte Meinungsbildung von Schülern zu ermöglichen, bedarf es Lehrkräfte, die sich zu ihrem Glauben bekennen und die sich theologisch weiterbilden. Wenn man junge Menschen heute wieder religiös sprachfähig machen möchte, muss man selbst religiös kommunikationsfähig sein.

Gerade weil Schulklassen genauso wie unsere Gesellschaft pluralistischer werden und muslimische Mitschüler mit guter Glaubenskenntnis in absehbarer Zeit in den meisten Schulen nicht mehr eine Minderheit sind, braucht es einen fundierten interreligiösen Dialog der Jugendlichen auf Augenhöhe.

Auch wenn von einer Zwangsmissionierung durch den Religionsunterricht keine Rede sein kann, liegt für mich der Wert und die Zukunft des Religionsunterrichtes in seinem Beitrag zu einer Neu-evangelisierung, die unser Land so dringend braucht.

Ansonsten kann man sich noch trösten, dass das Fach Physik als unbeliebtestes Fach an letzter Stelle steht.

StD Hans-Peter Adam
StD Hans-Peter Adam

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