„Bayerisches Netzwerk für Prävention und Deradikalisierung gegen Salafismus"
am 23. April 2018 an der Mathias-von-Flurl-Schule
Jugendliche stark machen und beschützen
Der 3. Mathias-von-Flurl-Talk mit dem Themenschwerpunkt „Salafismus: Prävention und Deradikalisierung“ kann klar als ein Erfolg auf ganzer Linie bezeichnet werden: Einerseits erfreuten sich die hochkarätigen Referenten des Bayerischen Netzwerks für Prävention und Deradikalisierung gegen Salafismus am äußerst interessierten und diskussionsfreudigen Publikum, andererseits waren die Fortbildungsteilnehmer wegen der hohen Fachkompetenz und durch die zielgruppenbezogene Art und Weise des Vortragens durch die Referenten voller Lob.
Umso schwerer fällt es jedoch, die wesentlichen Inhalte kurz zusammenzufassen: Sowohl die Vielzahl an Informationen, als auch deren Komplexität und Interkonnektivität machen dies nahezu unmöglich. Trotzdem soll ein kleiner Versuch gewagt werden.
Zunächst war es den Referenten wichtig, bestimmte Begriffe zu klären bzw. gegeneinander abzugrenzen: So wurden Definitionen für den Islam an sich sowie für Islamismus und Salafismus gegeben. Eine wesentliche Erkenntnis lag darin, dass es nicht den einen Islam gibt, sondern dieser aus verschiedenen Strömungen bzw. Bereichen besteht. An dieser Stelle seien nur einmal die verfeindeten Gruppen der Sunniten und Schiiten genannt.
Auch die Ursachen für eine Zunahme der Anhänger des Islamismus wurden beleuchtet: Einsamkeit, Ausgrenzung, Perspektiv- und Orientierungslosigkeit in der „normalen“ Gesellschaft konnten eindeutig als Hauptursachen identifiziert werden. In der salafistischen Szene ist man jemand, es wird einem Respekt entgegengebracht und man erhält endlich eine Identität, man ist Teil eines Ganzen, nämlich einer „erfolgreichen“ Gruppe. Gleiche Ursachen wurden auch für die Hinwendung zum Rechtsextremismus beschrieben.
Wesentliches Ziel des Netzwerks ist es, eine Abkehr vom extremistischen Denken und Handeln zu bewirken. Dabei spielt die sog. Primärprävention eine besondere Rolle: Hierbei soll potentiellen Anhängern der salafistischen Szene Optionen aufgezeigt und ihnen mit hoher Wertschätzung begegnet werden: „Jeder Mensch ist auf seine Weise etwas ganz Besonderes!“ Dazu ist anzumerken, dass das Netzwerk grundsätzlich versucht alle Maßnahmen zu ergreifen, um präventiv wirken zu können, ehe man sich um eine weitaus komplexere Deradikalisierung der jeweiligen Person kümmern muss.
Unterstrichen wurden die Aussagen mit erschreckenden Praxisfällen und gut funktionierenden Projekten, die der Prävention dienen. Hier seien die Projekte „Krass – Hauptsache radikal!“ und „bildmachen“ genannt. Bei letzterem, welches aus Sicht des Autors als besonders interessant und damit relevant eingeschätzt wird, geht es um die Entwicklung einer kritischen Medienkompetenz bei Jugendlichen, insbesondere um die Auseinandersetzung mit religiös-extremistischen Ansprachen in den sozialen Medien.
Grundsätzlich muss man sagen, dass eine umfassende Aufklärung über den Salafismus – wie auch über alle anderen extremistischen Strömungen – unabdingbar ist. Denn diese Auseinandersetzung ist eine wesentliche Voraussetzung, um weiterhin in einer pluralistischen Gesellschaft leben zu können und damit die demokratischen Grundpfeiler der Bundesrepublik Deutschland zu stärken.
Gerald Treutz