„Unter einem Spannungsfeld versteht man im Allgemeinen einen Bereich mit unterschiedlichen und gegensätzlichen Kräften, die aufeinander wirken. Sie rufen so einen Zustand hervor, der wie mit einer Spannung geladen zu sein scheint.“ Überträgt man diese Definition auf die Arbeit des Religionslehrers an berufsbildenden Schulen, so ergeben sich vornehmlich drei Kräfte, die dieses Spannungsfeld hervorrufen: die Jugendlichen in den Klassen, das Kollegium und die Institution Kirche. Und der Religionslehrer steht mittendrin!
Wenn man diese Kräfte einzeln betrachtet, so ergeben sich Ursachen, die den Beruf des Religionslehrers zu einem alltäglichen Abenteuer, im Zusammenwirken aber zu einer großen Herausforderung werden lassen.
Da sind zum einem die Schüler, die größtenteils keine kirchliche und keiner religiöse Beheimatung mehr haben. Von Glaube, Bibel und erst recht der Amtskirche halten sie nicht viel. Als wissenschaftlich aufgeklärte Menschen kann man doch nicht an Jungfrauengeburt, Auferstehung und Erschaffung der Welt durch Gott glauben! Glaubhaft ist nur, was man sehen und beweisen kann! Von dem Sinn, der Bedeutung kirchlicher Feste sind sie weit weg! Und außerdem: hat Jesus überhaupt wirklich gelebt? Für den Glaubensverkünder ist das Aufholen des fehlenden religiösen Grundwissens eine Sisyphus-Arbeit.
Fast ähnlich verhält es sich mit den Kollegen. Da ist der Religionslehrer immer mehr von sogenannten Humanisten umgeben. Sie respektieren ihn zwar als Lehrkraft, halten aber von seinem Fach nicht allzuviel. Religion ist in ihren Augen Ansichtssache oder rein dem Gefühl zuzuordnen .Auf keinen Fall gehört er an eine öffentliche Schule! An der Berufsschule geht es doch um Kompetenzen für den Beruf und nicht um so etwas Privates, wie Religion! Ein Teil der Betriebe unserer Auszubildenden blasen sicherlich in das gleiche Horn.
Und zum anderen, steht der Religionslehrer im Verkündigungsdienst der Kirche! Da ist es nicht immer leicht, sich als Vertreter dieser Institution vor die Schüler zu stellen, wenn ständig negative Schlagzeilen über Pfarrer, Bischöfe oder andere kirchlichen Vertreter in den Schlagzeilen der Medien zu finden sind. Zwangsläufig ergeben sich da Fragen, wie: Ist man seinen Schülern verpflichtet oder dem kirchlichen Lehramt? Wie fromm soll der Religionsunterricht gerade an der Berufsschule sein? Wie hilft mir die Amtskirche in meiner Arbeit und was erwartet man auf kirchlicher Seite von mir?
Dieses Spannungsfeld, in dem sich der Religionslehrer behaupten muss, bringt sicherlich manchen „Reibungsverlust“ mit sich, aber es führt auch immer wieder zu einer Neu-Positionierung unserer Berufung: „Was ist am Ende das eigentlich Christliche?“ Wie komme ich immer wieder zum Wesentlichen? Wie bringe ich mit meiner Lehrerpersönlichkeit den jungen Menschen die frohe Botschaft, dass Gott Mensch geworden ist, nahe?
Oder wie es die deutschen Bischöfe in der Erklärung „Die bildende Kraft des Religionsunterrichts“ formuliert haben: „Junge Menschen auf einen guten Weg bringen; sie eine wichtige Strecke begleiten, Mensch zu werden; das Wichtigste in ihnen bekräftigen, damit sie ihr Leben bejahen können; das Vertrauen stärken, im Leben stehen und bestehen können; die Zuversicht wecken, dass es für alle ein gutes Ende gibt; den Mut anregen, auf andere Menschen zuzugehen, sich ihnen öffnen, ja sogar für sie verletzbar zu machen. Dieses Wichtigste im Leben heißt in der Glaubenssprache: Glaube, Hoffnung und Liebe haben. Wir können diese Haltungen den Menschen nicht schenken oder anerziehen. Aber wir können sie fördern.“
Auch in diesem Schuljahr stellten sich die Lehrerinnen und Lehrer der Fachschaft Religion/Ethik diesem „Förderprogramm“:
Die Fachschaft konnte sich durch den Einsatz von StRin Michaela Schütz (mit Zweitfach Kath. Religion) in diesem Schuljahr erneut vergrößern. Sie stellt sich anschließend kurz vor.
Leider mussten durch den längerfristigen Ausfall von StRin Andrea Obtmeier etliche Stunden im Fach evangel. Religionslehre und durch den unvorhergesehenen Einsatz von StRin Katja Schötz im Bankbereich auch etliche Stunden im Fach kath. Religionslehre entfallen.
Insgesamt war aber die Unterrichtung des Faches Religion und Ethik in allen drei Jahrgangsstufen gewährleistet!
In der Woche vom 19.September bis 23. September fanden die Anfangsgottesdienste in St. Veit für die 10. Jahrgangsstufe statt. Vorbereitet und gestaltet mit einem erlebnispädagogischen Element wurden diese Wortgottesdienste von OStR Sagmeister und StRin Katja Schötz zum Thema: „Gemeinsam an einem Strang ziehen“.
In der Woche vom 28.November bis 02. Dezember stand wiederum das Thema HIV/AIDS im Mittelpunkt der Mathias-von-Flurl-Schule. Mit einem Vortrag zum Kinderhaus Elowanbeni der Kinderaidshilfe Regensburg wurde diese Präventionswoche am Montag eröffnet und mit Herrn Edenhofer und Frau Bachl vom Gesundheitsamt Straubing-Bogen die Woche über mit einzelnen Klassen weiter vertieft (siehe Eigenbericht!).
Am Donnerstag, den 15.Dezember feierte das Kollegium die traditionelle Adventfeier. Wie immer wurde diese adventliche Besinnung von Mitgliedern der Fachschaft Religion, diesmal unter der Federführung von OStR Sagmeister , StR Gebhard und LAssin Buchner vorbereitet. StD Boiger übernahm die musikalische Umrahmung der Feier.
Am 11. Januar konnte Schulleiter OStD Werner Kiese erneut den Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. med. Heindl zu einer schulinternen Fortbildung zum Thema „Amok“ an unserer Schule begrüßen. Nach einem geschichtlichen Rückblick , stellte der kompetente Referent vor 25 Teilnehmer Handlungsstrategien vor. (siehe Eigenbericht!)
Am Freitag, den 27. Januar versuchten OStRin Zinner und OStR Adam die Absolventen in einem ökumenischen Gottesdienst in der Christuskirche zu Ihrer Lebensmitte hin zu führen und darin Gott zu entdecken. In einer beeindruckenden Predigt durch Pastor Hasso von Winning wurde das Symbol des Rades in seiner spirituellen Tiefe entdeckt. Am Ende der liturgischen Feier erhielt jeder Teilnehmer ein Lesezeichen mit dem Meditationsrad des Nikolaus von der Flue. Musikalisch wurde diese Feier vom Singkreis der Pfarrei St. Jakob unter Leitung von Frau Müller gestaltet.
StR Gebhard und OStR Adam engagierten sich auch in diesem Jahr im Toleranzprojekt, das vom 16. April bis 20. April zum Thema „Mauern fallen“ stattfand. Zwei Ausstellungen thematisierten den Mauerfall und den Lebensalltag in der DDR. Mit Frau Klier konnte eine Zeitzeugin gewonnen werden, die sehr anschaulich das Unrecht des DDR-Regimes skizzierte. Das Theater Regenbogen aus Regensburg beeindruckte mit einem Schauspiel über zwei junge Neonazis (siehe Eigenbericht!)
Ich bedanke mich bei meinen Kolleginnen und Kollegen für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit !
Hans-Peter Adam