Jeder von uns hinterlässt beim Surfen im Netz zwangsläufig Spuren. Egal, ob wir eine Website aufrufen, bei einschlägigen Online-Shops bestellen, Nachrichten streamen oder mit Freunden in den sozialen Netzwerken chatten. Dadurch werden WIR für Unternehmen buchstäblich zur Ware.
„Internet – Wir sind die Ware“ ist auch der Untertitel des Workshops „Wir fördern unsere Medienkompetenz“, den der medienpädagogische Berater digitale Bildung für die beruflichen Schulen in Niederbayern, Herr StD Martin Fritz, am 20. Oktober 2023 für die beiden Eingangsklassen der Kaufleute für Büromanagement geleitet hat. Herr Fritz kam abermals gerne der Einladung seitens der Mathias-von-Flurl-Schule nach, Schülerinnen und Schüler in einem ca. 90-minütigen Vortrag für einen verantwortungsbewussten Umgang mit neuen Medien zu sensibilisieren.
Daten, die Nutzer beim Surfen im Internet hinterlassen – freiwillig oder unfreiwillig – sind für Werbetreibende Gold wert. Wer kennt sie nicht, die passgenauen Anzeigen oder Banner, die nach dem Klick auf ein bestimmtes Paar Turnschuhe dank sogenannter „Cookies“ plötzlich überall auftauchen! Aber auch Suchmaschinen haben ein „Gedächtnis“: So merkt sich beispielsweise Google, was man eintippt bzw. welche Seiten man besucht und erstellt daraus Profile, errechnet Alter, Geschlecht und Interessen, um personalisierte Werbung schalten zu können. Darüber hinaus lassen wir uns ungeniert über digitale Sprachassistenten wie „Alexa“ oder „Siri“ respektive Kameras an Smartphones, Tablets oder Smart-TVs ausspionieren. Die Datenkrake lauert überall! Dafür schaffte Martin Fritz ein Bewusstsein.
Ebenfalls thematisiert wurde die Problematik, dass Kinder und Jugendliche im Internet immer häufiger sexualisierter Gewalt ausgesetzt werden. Scheinbar harmlos wirkende Fotos, die oft unbedacht im Netz gepostet werden, tauchen plötzlich in diversen Fotoblogs von Pornoseiten auf. Oder aber Gesichter aus Selfies werden in pornografische Clips montiert. Für die Betroffenen eine unbeschreiblich erniedrigende und entwürdigende Situation. Ausgefeilte KI-Technologie wird dieses Phänomen in der Zukunft noch verschärfen.
Wir werden also im digitalen Raum ausgespäht, abgespeichert, missbraucht und manipuliert! Doch es gibt auch gute Nachrichten – denn wir können uns schützen! Und auch mit Blick auf dafür geeignete Werkzeuge bzw. Verhaltensweisen lieferte Martin Fritz seiner Zuhörerschaft Antworten.
Es gibt beispielsweise alternative Suchmaschinen zum Branchenführer, die einen weitaus höheren Schutz der Privatsphäre gewährleisten, z. B. „duck-duckgo.com“ oder auch „ecosia.org“. Dies gilt ebenso für Browser-Alternativen wie „Brave“ oder „Opera“. Ratsam ist es weiterhin, die bereits erwähnten Cookies und Website-Daten regelmäßig selbst zu löschen oder nach jeder beendeten Sitzung beziehungsweise einem bestimmten Zeitraum automatisch entfernen zu lassen. Lästige Werbeanzeigen lassen sich über sogenannte „Ad-Blocker“ eliminieren. Durch sie wird ein Großteil der auf den Webseiten geschalteten Werbungen erkannt und ausgeblendet. Weitere Tipps vom Experten: Festlegung sicherer Passwörter und Vorsicht bei öffentlichem WLAN.
Was immer hilft, den digitalen Fußabdruck klein zu halten? „Flugmodus an“ oder noch besser, einfach mal den „Aus-Button“ am Smartphone oder Tablet drücken. „Always on“ ist weder sicher noch gesund oder nachhaltig. Offline-Phasen müssen wieder verstärkt bewusst wahrgenommen und genossen werden. Natürlich gerade für Jugendliche kein leichtes Unterfangen.
Der Dozent hat es am Ende seines Vortrages auf jeden Fall geschafft, bei den Schülerinnen und Schülern die Sinne für einen selbstbestimmten und souveränen Umgang mit digitalen Medien (wieder) zu schärfen. Leider war die Zeit bereits so fortgeschritten, dass nur wenig Raum für weiteren Austausch geblieben ist. Auf Nachfrage wurden aber dennoch die Erwartungen seitens der Zuhörerschaft an den Workshop voll erfüllt. Im Nachgang der Veranstaltung erhielten die Teilnehmer ein Zertifikat, das als weiterer Baustein im Portfolio der Schülerinnen und Schüler in Sachen Medienkompetenz angesehen werden kann.
Wenige Klicks – große Wirkung! In Zeiten von Datenmissbrauch und Cyberkriminalität wird IT-Sicherheit immer wichtiger. Sei nicht die Ware, sondern bring Licht ins Dunkel durch verantwortungsvolles Handeln!
Eva-Maria Geist
Fachbetreuerin