Ralph Zimmerhansl mit Labrador-Dame Zinga an der Mathias-von-Flurl-Schule
„Damals dachte ich, das Leben ist für mich jetzt vorbei“, erzählt Zimmerhansl den Schülerinnen und Schülern mit seiner persönlichen und mitreißenden Art. Aber sein Leben war nicht vorbei. Zimmerhansl kämpfte sich zurück ins Leben, lernte ohne den Sehsinn zurechtzukommen, erlernte einen neuen Beruf und heiratete seine Frau Irene Janker. Als Blinder werden die anderen Sinne umso wichtiger, erkärt Zimmerhansl. Markante Gerüche in der Stadt, z. B. vor bestimmten Restaurants, dienen ihm als Orientierungspunkte. Mit Hilfe seines Tastsinns erlernte er die Blindenschrift (Brailleschrift). Bemerkenswert ist sein Gehörsinn. Textnachrichten z. B. E-Mails lässt er sich vom Computer nicht in Normalgeschwindigkeit vorlesen, sondern im Zeitraffer. „Sonst würden mir die Füße einschlafen“, sagt Zimmerhansl schelmisch grinsend, denn ein darin Ungeübter könnte gar nichts mehr verstehen, wenn die Nachricht so schnell abgelesen wird.
Um den Alltag noch besser zu meistern, hat er aber neben seiner Frau noch eine „Dame“ an seiner Seite: Die Labradorhündin „Zinga“, ein ausgebildeter Blindenführhund. „Zinga ist für mich nach meiner Frau das zweitwichtigste Lebewesen in meinem Leben“, erzählt Zimmerhansl. Zinga begleitet ihn fast überall hin. Als ausgebildeter Blindenhund im Führgeschirr darf Zinga auch an Orte, die für einen „normalen“ Hund sonst tabu wären, z. B. in Metzgereien, Arztpraxen oder sogar ins Krankenhaus. Zinga hilft Zimmerhansl „zu sehen“, indem sie Hindernisse anzeigt, ihn über Ampeln oder Zebrastreifen führt.
Was viele dabei nicht wissen: Blindenhunde werden von der Krankenkasse als Kassenleistung bezahlt. Es handelt sich bei diesen Tieren um anerkannte Hilfsmittel für sehbehinderte Menschen.
Allerdings: Die Blindenhundausbildung ist in Deutschland leider kein geschützter Ausbildungsberuf, beklagt Ralph Zimmerhansl. Zinga hat er deshalb aus der Schweiz geholt, weil dort ein viel höherer Ausbildungsstandard gewährleistet sei. Die Ausbildung zum Blindenhundführer dauert dort drei Jahre und es gibt einige Voraussetzungen, die man mitbringen muss, um überhaupt diese Ausbildung beginnen zu dürfen. Es gäbe zwar auch in Deutschland gute Blindenhundausbilder, doch die seien an einer Hand abzuzählen. Dass Zinga aus der Schweiz kommt, ist aber nicht der Grund, warum Zimmerhansl mit seiner Hundedame italienisch spricht. Die Sprache sei einfach viel vokallastiger, dadurch auch melodischer und für den Hund besser zu verstehen. Darüber hinaus sei die Gefahr, dass Zinga durch Wortfetzen aus der Umgebung abgelenkt werde, geringer.
Apropos Ablenkung: Wer Ralph Zimmerhansl mit Zinga auf der Straße begegnet und sie im weißen Führgeschirr arbeiten sieht, darf die Hündin nicht einfach streicheln oder ansprechen. Auch Hundebesitzer sollten Rücksicht nehmen und ein paar Grundregeln beachten, z. B. dass man mit seinem Hund die Straßenseite wechselt oder sich wenigstens frühzeitig bemerkbar macht, wenn man mit seinem Hund unterwegs auf einen arbeitenden Blindenführhund trifft.
Ralph Zimmerhansl erzählte so spannend und mitfühlend, dass die zwei Schulstunden wie im Flug vergangen sind und die Schülerinnen und Schüler waren dankbar für die beeindruckenden Informationen aus erster Hand.