Seit Ende 2017 kooperiert die Mathias-von-Flurl-Schule mit der OTH Regensburg. Im Rahmen der Kooperation sind unter anderem Vorträge von Professoren in Fachklassen der Berufsschule vorgesehen.
Steuerrecht aus der Praxis – so lautete der Titel eines ganz besonderen Nachmittags in der Steuerfachklasse 12. Auf Einladung von Fachbetreuerin StD Ingrid Vandieken und dem Koordinator für das Duale Studium StR Michael Hien war Prof. Dr. Claus Koss (Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der OTH Regensburg) zu Gast an der Mathias-von-Flurl-Schule.
Von der „Verbuchung schwarzer Kassen” bis zum Schlecker-Fall
Koss ging zu Beginn auf einen kürzlich erschienen Artikel in der Süddeutschen Zeitung („Stirbt der deutscheste aller Berufe aus?”) ein, der gravierende Änderungen auf die steuerberatenden Berufe zukommen sieht. Koss sieht in der Digitalisierung eine Chance für Veränderungen. So wird die Arbeit der Steuerfachangestellten in Zukunft mehr auf Analyse und betriebswirtschaftliche Beratung ausgelegt sein.
Anschließend zeigte Prof. Koss verschiedene betriebswirtschaftliche Problemstellungen anhand einer Bilanzanalyse auf. Einer der bekanntesten Fälle ist dabei sicherlich die Verbuchung von „Bestechungsgeldern” im Rahmen der Vergabe der Fußball-WM 2006. Koss zeigt auf, dass das Grundproblem darin liegt, dass in der Finanzbuchhaltung Gelder als „sonstiger betrieblicher Aufwand” deklariert wurden. Dieser Aufwand stellt steuerrechtlich „nicht abzugsfähige Betriebsausgaben” dar. In der Steuerklärung des DFB wurden diese jedoch als „abzugsfähige Betriebsausgaben” angegeben. Dies stellt einen Fall von Steuerhinterziehung dar.
Das Prinzip „Going concern” (Prüfung bei jedem Jahresabschluss: Ist von einer Fortführung des Unternehmens auszugehen?) wurde im Anschluss anschaulich am Beispiel der insolventen Drogeriemarktkette „Schlecker” geschildert. Dabei steht die Frage im Raum, ob die Unternehmensleitung bei der Bilanzierung tatsächlich von einer Weiterführung des Unternehmens ausgehen konnte oder die drohende Insolvenz hätte erkennen müssen. Bei einer drohenden Insolvenz ist nämlich nicht mehr von einem „going concern” auszugehen, sodass die Bilanzierung der Vorräte nicht mehr zu Anschaffungskosten sondern zu Zerschlagungswerten erfolgen muss.
Es schloss sich eine ausführliche Fragerunde an, bei der jeder Schüler mindestens eine Frage stellen musste. Viele Fragen zielten auf Weiterbildungsmöglichkeiten ab. Koss stellte dabei den neueingeführten Weiterbildungslehrgang „Fachassistent Rechnungswesen und Controlling” vor.
StR Michael Hien