Wieder auf dem Weg vom "Laberfach" zur Katechismusstunde?!
Die derzeitige Erarbeitung eines neues Lehrplanes für den Katholischen Religionsunterricht an Berufsschule, die harsche Kritik des Papstes am Religionsunterricht in Deutschland in seinem Buch „Licht der Welt“ und die Herausgabe des Jugendkatechismus „Youcat“ vor einigen Wochen, berechtigt zu der Frage, was geschieht in den Schulen eigentlich im Religionsunterricht? Oder vielleicht noch brennender: Wie soll der Religionsunterricht aussehen, damit er Zukunft hat?
Zunächst steht fest, auch wenn der Bundespräsident Christian Wulff zum Jahrestag der deutschen Einheit betont hat, dass „das Christentum zweifelsfrei zu Deutschland“ gehört, dass christliches Grundwissen kaum mehr in der deutschen Bevölkerung vorhanden ist. Fast ratlos wird gefragt, wie es zur völligen Verdunstung unseres christlichen Selbstverständnisses kommen konnte. Gerade in einem Land, das durch das Konkordat in der Lage ist, fast allen christlichen Schülern katholischen oder evangelischen Religionsunterricht als Wahlpflichtfach anzubieten. Eine Nachhaltigkeit des Religions-unterrichtes scheint kaum gegeben. Wer sich die Mühe macht katholische Jugendliche nach dem Stellenwert des Religionsunterrichtes zu fragen, der erhält das Stichwort „Laberfach“, allerdings positiv bewertet. Eine Stunde der unverbindlichen Diskussionen, die von vielen als angenehme Unterbrechung des Schulalltags empfunden wird. Die Möglichkeit der Abmeldung vom Religionsunterricht ist in der Regel nur da interessant, wo alternativ kein Ethikunterricht zur Verfügung steht und daher eine Freistunde möglich ist. Die Bibel kommt fast nicht mehr zum Einsatz, Weltreligionen werden als am häufigsten als behandeltes Thema benannt, allgemeine Fragen des Zusammenlebens, Sekten und Satanismus. Berufsbezug oder dezidiert christliche Themen sind Mangelware. Einige Religionspädagogen, sowie Bischöfe sehen die Ursache in der Reformierung des katholischen Religionsunterrichtes, der vorher dem katholischen Katechismus folgte. Ausgelöst wurde diese Reform durch einen Beschluss der sog. Würzburger Synode, die 1971 begann. Ziel war seitdem eine Korrelationsdidaktik, das heißt eine starke Annäherung von pädagogischen und theologisch-kirchlichen Begründungen. Weltdeutung, Sinn-und Identitätsfindung, Eigenverantwortlichkeit wurden jetzt zentrale Inhalte. Problematisch sind die Folgen dieser einseitigen Schwerpunktsetzung, die bis heute beobachtbar sind: Man orientiert sich nicht mehr primär am Glauben der Kirche, sondern an den Alltagserfahrungen der Schüler. Der Religionslehrer behandelt Themen, die angeblich beim Schüler am ehesten ankommen, eine Kirchen- oder Pfarrgemeindebezogene Ausrichtung von Unterricht wird vermieden, eine sinnvoller Aufbau oder eine Hierarchie von Inhalten ist nicht vorhanden. Die Lehrinhalte seit dieser Reform leisten einer nahezu unbegrenzten Freiheit der Lehrer und der inhaltlichen Wahlmöglichkeit Vorschub.
Liegt die Lösung ausschließlich darin, wieder zum Katechismus zurückzukehren?
Meiner Meinung nach wäre dies wiederum eine einseitige Schwerpunksetzung. Vor allen beim Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen würde eine ausschließliche katechetische Ausrichtung an den Adressaten, die bereits eine Vielzahl von Religionsstunden in ihrem schulischen Werdegang erlebt haben, vorbeigehen. Allein den Katechismus auswendig zu lernen, hat ebenso gebracht, wie eine reine humanistische-psychologische Vorgehensweise. Ein Religionsunterricht der Zukunft sollte vielmehr eine fundierte, kulturelle und spirituelle Grundlage aus jeweils katholischer-evangelischer Sicht aufzeigen, die jeder teilnehmende Schüler kennen und notfalls auch verteidigen kann. Er sollte intellektuell anspruchsvoll gestaltet sein und ein Plus an Bildung beinhalten. Das erfordert Religionslehrkräfte, die ein gutes Glaubenswissen haben oder sich erwerben, die verbunden mit der Kirche oder Pfarrgemeinde sind und die zu Ihrer Glaubensüberzeugung stehen. Das erfordert aber auch die Anliegen, Nöte und Fragen der Jugendlichen zu erkennen und mit den Möglichkeiten, die uns der Glaube gibt, eine Antwort darauf zu geben. Oder mit anderen Worten zum Ausdruck gebracht: Glaubenswissen und Glaubenserfahrung müssen sich nicht ausschließen. Beides zusammen führt zur notwendigen Authentizität. Papst Benedikt XVI. schreibt dies im Vorwort zum Jugendkatechismus mit folgenden Worten: „Manche Leute sagen mir: Junge Menschen von heute interessiert das nicht. Ich bestreite das und bin sicher, recht zu behalten. Junge Menschen von heute sind nicht so oberflächlich, wie man ihnen unterstellt. Sie wollen wissen, worum es im Leben wirklich geht.“ Somit wird klar: Religionsunterricht nur als „ Wellnessoase“ im Regelunterricht genügt nicht mehr dem staatlichen und dem kirchlichen Bildungsauftrag.
Die vielfältigen Aktionen der Fachschaft Religion-Ethik im Schuljahr 2010/2011 zeigen, dass wir unseren Bildungsauftrag ernst nehmen:
Die Fachschaft konnte sich durch den Einsatz von StRin Katja Schötz (siehe Vorstellung!) an unserer Schule vergrößern. Damit war es zum Schuljahresbeginn möglich den Stundeausfall im Fach Religion zu reduzieren und in fast allen drei Jahrgangsstufen Religion zu unterrichten.
In der Woche vom 20. September bis 24. September fanden wieder die Anfangsgottesdienste in St. Veit für die Schüler der 10. Jahrgangsstufen statt. Vorbereitet und gestaltet wurde diese Wortgottesdienste von StR Oliver Gebhard und OStRin Elisabeth Zinner zum Thema: „Alles ist vernetzt!“ Sehr ansprechend wurde dabei im Kirchenraum ein Netz mit den Schülern erstellt.
Am 27. Oktober informierten sich die Mitglieder der Fachschaft und weitere Kollegen der Schule über die Möglichkeiten mit dem seelischen Leid von Jugendlichen umzugehen. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Dr.med. Heindl führte uns, ausgehend von vorher eingereichten Fragen und Erwartungen, sehr kompetent in möglichen Vorgehensweisen ein.
Vom 29. November bis 03. Dezember stand das Thema HIV/AIDS im Mittelpunkt der Mathias-von –Flurl Schule. Mit einem Vortrag zum JANA-Projekt (Zwangsprostitution an der tschechischen Grenze) durch Sozialpädagogin Elisabeth Suttner-Langer von der Regierung der Oberpfalz wurde diese Präventionswoche am Montag eröffnet und mit Herrn Edenhofer und Frau Bachl vom Gesundheitsamt Straubing-Bogen die Woche über mit einzelnen Klassen weiter vertieft.
Am Donnerstag, den 16. Dezember war das Kollegium zu einer adventlichen Besinnung in die neue Kapelle der Barmherzigen Brüder eingeladen. Die Feier hatte das Thema „Wenn Türen sich öffnen“ zum Inhalt und wurde von OStR Adam, OStR Detterbeck, StR Gebhard, StRin Schötz, und OStRin Zinner gestaltet. Musikalisch glänzte Frau Müller und Ihr Singkreis von der Pfarrei St. Jakob.
StR Gebhard, LAssin Buchner, OStR Sagmeister und StRin Schötz zeigten in einem ökumenischen Abschlussgottesdienst am Freitag, den 28. Januar in der Christuskirche den Absolventen, wie „Gott unsere Zukunft öffnet“. Mit Hilfe eines Türstockes und einer beeindruckenden Predigt durch Pastor Hasso von Winning wurde deutlich, dass der Glaube an Jesus eine gute Ausgangsbasis für jegliche Zukunftsplanung ist. Am Ende erhielt jeder Absolvent ein Türschild mit dem Aufdruck des Gottesdienstthemas zur Erinnerung.
An der ersten Fachschaftssitzung am Montag , den 28. Februar konnte der Schulleiter OStD Werner Kiese die Fachmitarbeiterinnen der evangelischen und katholischen Religionslehre an der Regierung von Niederbayern, Frau Kusser und Frau Solka in unserer Mitte begrüßen. Beide zeigten sich an der Arbeit unserer Fachschaft sehr interessiert.
Die Veranstaltung „Freiheit statt Angst“ in der Woche vom 04. April bis 08. April wurde durch die Mitarbeit von StR Gebhard, OStRin Zinner und OStR Adam im Projektteam an unserer Schule realisiert (siehe Projektdokumentation!). Schüler erarbeiteten Plakate zum Thema Religionsfreiheit, Vertreibung und Abhängigkeit. Eröffnet wurde das diesjährige Toleranzprojekt mit einem Statement des Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier, der kurzfristig für den erkrankten Europaabgeordneten Manfred Weber eingesprungen ist, zum Thema „Religionsfreiheit in Europa“. Am Dienstag stand dann das Thema „Recht auf Heimat“ auf der Tagesordnung. Am Beispiel der Vertreibung der Sudetendeutschen (durch zwei Augenzeugen berichtet) wurde den teilnehmenden Klassen vermittelt, was es bedeutet seine Heimat zu verlieren. Im Treppenhaus der Schule konnten Schüler/-innen Ihre spontanen Gedanken zum Thema Freiheit-Unfreiheit äußern.
Meinen Kolleginnen und Kollegen der Fachschaft Religion-Ethik gilt mein Dank für die konstruktive Zusammenarbeit und das gute Miteinander im Schuljahr 2010/2011.
„Rede über Christus nur dann, wenn du gefragt wirst. Aber lebe so, dass man dich nach Christus fragt!“
Paul Claudel