“Im Namen des Gesetzes! Kriminalrecht in alter Zeit“ – die BM 12a auf historischen Spuren in Regensburg
Am 20. Dezember 2023 fand unser diesjähriger Wandertag in voller Besetzung (mit Verkürzern) in Regensburg statt, bei dem wir unbedingt mal wissen wollten, was es mit der Regensburger Folterkammer, der sogenannten Fragstatt, auf sich hat. Darum haben wir uns bei der Tourist Information Regensburg eine informative Führung mit dem Titel „Im Namen des Gesetzes – Kriminalrecht in alter Zeit“ gebucht.
Treffpunkt war um halb elf Uhr vor dem Alten Rathaus mit unserer sachkundigen Stadtführerin, Frau Hüttinger. Frau Hüttinger begrüßte uns herzlich und stimmte uns schon mal auf die damalige Zeit ein.
Gemeinsam starteten wir Richtung Donau. Auf dem Weg dorthin erklärte uns Frau Hüttinger die Bedeutung der Türme in der Stadt, die allein dazu gedient haben, die Macht der Reichen zu demonstrieren. An der Donau angekommen schilderte sie uns, wie verurteilte Verbrecher damals ertränkt, aufgehängt oder geköpft wurden. Die abgehackten Köpfe wurden zu jener Zeit sogar aufgespießt und auf der Steinernen Brücke zur Abschreckung aufgestellt.
Unser Weg durch die Stadt führte mit vielen Geschichten und Anekdoten am Bischofshof und Regensburger Dom vorbei, zurück zum Alten Rathaus und endlich in die Folterkammer, Deutschlands einzige original erhaltene Fragstatt. Wichtig zu wissen war, dass damals galt: ohne Geständnis kein Urteil. Nach diesem Prinzip sind von 1532 bis 1803 in Regensburg Verdächtige bei Kapitalverbrechen wie Diebstahl, Hochverrat oder Mord einer sogenannten peinlichen Befragung unterzogen worden. Das bedeutete, Beschuldigte, die ihre Tat nicht gestanden haben, wurden in der Fragstatt im Regensburger Rathauskeller drei Mal in Anwesenheit eines Wundarztes befragt. Der Arzt war dabei, damit der Beschuldigte unter der Folter nicht starb. Wer die Torturen ohne Geständnis überstand, kam ohne Verurteilung frei – allerdings gezeichnet für das ganze Leben. In der Fragstatt sind original erhaltene Folterinstrumente, mit denen vor Jahrhunderten tatsächlich Menschen die Luft abgeschnürt, die Knochen gebrochen oder die Finger gequetscht wurden, aufgebaut. Darunter waren Folterinstrumente mit seltsamen Namen wie z. B. der „spanische Esel“, eine mittelalterliche Folterbank, bestehend aus einem keilförmigen, hohen Brett, auf dem die Verdächtigen rittlings sitzen mussten, die „schlimme Liesl“ und der sogenannte „Beichtstuhl“, auf dem die Verdächtigen Blut geschwitzt und vergossen haben.
Bis zu ihrer peinlichen Befragung kamen die Verdächtigen in Lochgefängnisse oder in eines von zwei anderen kleinen Verschlägen, in denen man sich nur in gebückter Haltung bewegen konnte, den sogenannten „Blockkeuchen“. Es war außerdem ein Pranger zu sehen, an dem zänkische Frauen, Diebe, Ehebrecher und Betrüger damals öffentlich bloßgestellt wurden. Besonders war auch die sogenannte „Doppelgeige“. Hier wurden streitsüchtige Frauen eingeschlossen und mussten sich Auge in Auge gegenüberstehen. Da flogen bestimmt ganz schön die verbalen Wortfetzen aber auch Spucke hin und her.
Sobald dann ein Verbrecher gestanden hatte und verurteilt worden war, kam er in das „Armesünderstübchen“, in dem die Verurteilten bis zu ihrer Hinrichtung öffentlich zur Schau gestellt worden sind. Der einzige „Trost“ waren die üppigen Henkersmahlzeiten, die die Wartenden bis zu ihrer Urteilsvollstreckung erhielten.
Zum Abschluss gingen wir noch zum Haidplatz, auf dem Frau Hüttinger uns verabschiedete und sich für unsere Aufmerksamkeit bedankte.
Nach der zweistündigen Tour durchs kalte Regensburg mussten wir uns dringend aufwärmen und suchten uns ein gemütliches Plätzchen zum Ratschen, ehe wir uns um 15 Uhr wieder am Bahnhof zur Rückfahrt nach Straubing trafen.
Susanne Sigl
Klassenleitung
Hinsetzen, Zeitnehmen, sich selbst Fragen stellen – ein Galeriebesuch der BM 12b in Regensburg
Auch die Klasse BM 12b wollte in Originalbesetzung (inkl. 2,5-jährigen VerkürzerInnen) noch eine gemeinsame Aktivität unternehmen, bevor im Sommer 2024 für diesen Jahrgang die Ausbildung offiziell endet.
Am 21. Dezember 2023, Punkt 09:00 Uhr, machte sich die Klasse auf den Weg zum Bahnhof, um in die „nördlichste Stadt Italiens“ zu reisen – nach Regensburg! Wer einmal die warmen, lauen Sommerabende in der pittoresken Regensburger Altstadt genossen hat, der weiß, warum die Stadt diesen Titel trägt. Vom mediterranen Flair war bedauerlicherweise am Tag des Ausflugs nichts zu spüren, da niedrige Temperaturen, starke Windböen und Nieselregen die Witterung bestimmten. Zum Glück stand ein Galeriebesuch auf dem Programm, so dass man zumindest anfangs dem Schmuddelwetter entkommen konnte.
Die Städtische Galerie im Leeren Beutel ist in einem imposanten, denkmalgeschützten Bauwerk des 16./17. Jahrhunderts untergebracht. Zu jener Zeit wurde der „Leere Beutel“ als Getreidespeicher genutzt. Die mittelalterliche Tradition des Gebäudes ist bis heute erhalten geblieben. Sieben Geschosse (drei im Mauerwerk, vier im Kehlbalkendachstuhl) umfasst das 54 Meter lange und 21 Meter breite Haus, deren Stützkonstruktion – abgesehen von den zwei Sandsteinpfeilern der beiden unteren Geschosse – ausschließlich aus Holz besteht. Seit 1980 beherbergt der ehemalige Kornspeicher auf mehreren Etagen eines der städtischen Museen in Regensburg.
Der Sammlungsbestand in der eingerichteten Dauerausstellung ermöglicht einen Rundumblick auf v. a. ostbayerisches Kunstschaffen des 20. Jahrhunderts. So werden Werke z. B. der Maler Josef Achman, Kurt von Unruh oder Otto Baumann gezeigt. Beindruckend ist auch die aus dem Jahr 1976 stammende Bronzeplastik „Der Affe“ von Rudolf Koller. Koller hat den Affen einst einem Zirkus abgekauft und zu Hause in einem Käfig gehalten, um sein Verhalten zu studieren.
Regelmäßige Wechselausstellungen ergänzen das Angebot des Kulturzentrums. „human nature“ lautet der Name der seit 2. Dezember 2023 laufenden Ausstellung von Werken Studierender und Lehrender des Instituts für Bildende Kunst und Ästhetische Erziehung der Universität Regensburg. „Was ist der Mensch? Was ist Natur? Von welchem grundlegenden Verständnis sowohl von Mensch und Natur als auch deren Beziehung gehen wir aus?“ Diese und ähnliche Fragen stellten sich die Künstler, deren Werke vor allem „in der sinnlichen Wahrnehmung und ihrer Analyse in künstlerischen Prozessen ihren Ursprung finden“, wie es im Flyer zur Ausstellung nachzulesen ist.
Weiterhin präsentiert das Internationale Festival fotografischer Bilder das „Darktaxa-Project: The Regensburg Constellation“. Die internationale KünstlerInnen-Gruppe „Darktaxa-Project“ gibt in der seit 23. November 2023 laufenden Ausstellung einen Überblick über die „gegenwärtige Auseinandersetzung mit fotografischen, fotobasierten, fotogenetischen und bildgebenden Verfahren“. Was heißt das genau? Zunächst auch für die Schülerinnen und Schüler schwer zu fassen. Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen, die Projektgruppe stellt den Fotografie-Begriff auf den Kopf. Ein Blick in die Ausstellungsbeschreibung konkretisiert: Die Künstlerinnen und Künstler arbeiten unter anderem mit digitaler Bildbearbeitung, 2D/3D/4D-Software oder KI. Es kann sich auch um Werke handeln, die nicht mit digitalen Werkzeugen ausgeführt, aber digital konstituiert sind.
Viele der Exponate zogen die Schülerinnen und Schlüler in ihren Bann, luden zum längeren Verweilen ein. Und selbst wenn man keinen großen Zugang zu Kunst hat, kann man doch immer in „Gefällt mir und Gefällt mir nicht“ oder „Verstehe ich und Verstehe ich nicht“ unterteilen, was ja ebenfalls eine gewisse Art der Auseinandersetzung mit Objekten darstellt.
Nach dem Besuch der Galerie blieb noch genügend Zeit für ein gemütliches Mittagessen oder Kaffee und Kuchen – einen Ratsch inklusive. Ebenso lockte der Christkindlmarkt mit Deftigem, etlichen Naschereien und leckerem Punsch. Einige Schülerinnen und Schüler nutzten die freie Zeit auch noch zum „Last-Minute-Shopping“ von Geschenken für Weihnachten.
Wäre das Wetter nicht so „usselig“ gewesen, hätte man sicher noch länger Freude an der gemeinsamen Aktivität gehabt. Unter den gegebenen Umständen machte man sich aber bereits am frühen Nachmittag wieder auf den Weg nach Straubing. Trotzdem ein gelungenes Miteinander und Erleben außerhalb des Schulalltags.
Eva-Maria Geist
Klassenleitung