Bankkaufleute besuchen Synagoge in Straubing
Die Fachklasse für Bankkaufleute mit Svetlana Zap (vorne rechts) und ihrer Lehrkraft Michael Hien (vorne Mitte) (3.v.l.) vor dem Toraschrein in der Synagoge in Straubing.
Die Fachklasse für Bankkaufleute BK10 besuchte mit der stellvertretenden Schulleiterin Silvia Obermeier-Fenzl und Lehrkraft Michael Hien die Synagoge in Straubing.
Nach einem kurzen Fußmarsch durch die „Nachbarschaft“ wurde die Gruppe von Svetlana Zap empfangen. Frau Zap ist in der Ukraine geboren und seit Beginn der 90er Jahre in Deutschland. Sie arbeitet als Sozialpädagogin bei der jüdischen Gemeinde und führt viele Führungen durch, da die Straubinger Synagoge die einzige in ganz Niederbayern ist.
Beim Eintritt in die Synagoge mussten die Männer – ganz anders als in einer christlichen Kirche – eine Kopfbedeckung tragen, denn dadurch zeigt man Respekt vor Gott.
Die Synagoge in Straubing blickt auf eine 120-jährige Geschichte zurück. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es noch keine Synagoge, sodass sich die Menschen privat zum Beten treffen mussten. Erst als die Gemeinde größer wurde, baute man das Gebetshaus. Die heutige Synagoge, sollte ursprünglich während der Reichspogromnacht 1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannt werden. Dies geschah glücklicherweise nicht, da andere Häuser von Nichtjuden direkt angrenzen und ein Übergreifen der Flammen befürchtet wurde. Dennoch wurden damals viele Gegenstände im inneren Teil der Synagoge entwendet oder zerstört.
Frau Zap ging auch auf die Gemeinsamkeiten von Juden und Christen ein, die Religionen seien Geschwister – „und wir Juden sind die älteren“, fügte Frau Zap an.
Trotzdem fallen direkt einige Unterschiede in der Synagoge auf. So bilden die Juden Gott nicht ab, sodass es keine Bilder oder Figuren gibt. Des Weiteren beten die Juden am Samstag, dem Sabbat. An diesem Tag dürfen sie laut ihren Regeln nicht Einkaufen, kein Handy und keinen Strom verwenden und auch nicht Auto- oder Zugfahren. Laut dem jüdischen Kalender leben wir auch schon im Jahr 5783. „Wenn man die Regeln des Sabbat ganz streng befolgen möchte, muss man in eine Stadt ziehen, in der es eine Synagoge gibt. Nach Straubing fahren Juden aus ganz Niederbayern, die für die Anreise natürlich Bahn oder Auto benutzen müssen. Rund 500 Juden gibt es derzeit in Straubing, bei besonderen Festen sei die Synagoge immer voll.
Besonders interessant waren Frau Zaps Erklärungen zur Tora, der Heiligen Schrift der Juden. Eine Torarolle muss per Hand auf Pergament geschrieben werden. Dafür gibt es den Beruf des Toraschreibers. Für eine Rolle braucht er etwa ein Jahr. „Man darf nichts ausbessern. Wenn man sich verschreibt, ist die Tora nicht mehr heilig und man muss neu beginnen. Deshalb arbeitet ein Schreiber sehr langsam und sorgfältig.“ Während des Gebetes wird aus der Tora auf althebräisch vorgelesen. Dabei darf man die Tora, die auch „Königin“ genannt wird, nicht mit den Händen, sondern nur mit dem Zeigestab berühren.
Die Klasse durfte auch einen Blick in den Toraschrein werfen. Dort werden in Straubing vier Torarollen aufbewahrt, obwohl nur eine gebraucht wird. „Wenn die Tora nach Jahren abgenutzt und fleckig ist, ist sie nicht mehr heilig und darf nicht mehr benutzt werden“, so Frau Zap. Die alten Torarollen werden derzeit noch weiter im Schrein aufbewahrt. Sollte dort aber eines Tages kein Platz mehr sein, werde der Rabbiner, also der „Lehrer“ der Juden sie beerdigen.
Frau Zap erläuterte auch die Speisegesetze und das Hochzeitsfest der Juden. Vier der angehenden Bankkaufleute (siehe Bild) durften den dazu nötigen Baldachin halten. Schließlich bekamen die Schülerinnen und Schüler zum Abschied eine Packung Matze, eine Art jüdisches Knäckebrot, geschenkt.
Vier angehende Bankkaufleute tragen den Baldachin, der bei jüdischen Hochzeiten über das Brautpaar gespannt wird.